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Esther - Gott will genau Dich!

Das Buch Esther ist einzigartig in der Bibel. Hauptsächlich, weil es eines von zwei Büchern ist, das nach einer Frau benannt ist, und weil Gott nicht ein einziges Mal namentlich erwähnt wird. Aus diesem Grund wurde sich wenig mit dem Buch beschäftigt und einige kritische Stimmen – unter anderem auch Luther – wollten es sogar aus der Bibel entfernen lassen. Daraus ist zum Glück nichts geworden, denn Esther zeigt uns, wie Gott im Verborgenen arbeitet und wie er Menschen gebrauchen kann.

 

Die Geschichte trägt sich etwa 500 v. Chr. in Susa, der damaligen Hauptstadt des großen persischen Reiches, zu. Der mächtige König Xerxes feiert monatelang seine Macht und zeigt seinen Reichtum in einer riesigen Party. Zum krönenden Abschluss möchte er die Schönheit seiner Königin vorführen. Er lässt sie rufen – und sie kommt einfach nicht! Dieser Skandal führt zu ihrer Verbannung und Xerxes sucht eine neue Frau. Er lässt sein gesamtes Reich von Äthiopien bis nach Indien durchsuchen und sammelt nur die schönsten Jungfrauen. Diese dürfen nach einem ausgiebigen Wellness-Programm eine Nacht mit dem König verbringen. Wer Xerxes am besten gefällt, soll die neue Königin werden. Zu dieser Zeit lebte auch der Jude Mordechai in Susa. Seine Vorfahren waren von Babyloniern verschleppt worden und nach der Eroberung durch die Perser lebte er zusammen mit seiner Kusine Esther weiterhin im Exil. Esthers Eltern waren verstorben und Mordechai hatte sich ihrer angenommen. Wie es der Zufall (oder natürlich Gott) so wollte, war Esther wunderschön und eine Jungfrau. Sie meisterte das Casting, gefiel Xerxes am besten und wurde neue Königin. Mordechai deckte währenddessen eine Verschwörung am Hof auf und rettete das Leben des Königs. 

 

Damit nimmt die Handlung aber erst Fahrt auf: Xerxes ernennt seinen Berater Haman zum zweit mächtigsten Mann am Königshof. Alle müssen sich vor ihm niederwerfen, wenn er vorüber geht. Nur Mordechai weigert sich! Haman wird zornig und beschließt kurzerhand das gesamte jüdische Volk auszulöschen. Dazu lässt er von König Xerxes einen Erlass aufsetzen, um alle Juden an einem ausgewürfelten Tag zu töten. Den König überzeugt er mit der Enteignung des angeblich rebellischen Volkes, das sich seiner Herrschaft entziehen würde. Während im gesamten Volk Panik ausbricht, feiern Xerxes und Haman und betrinken sich. Als Mordechai vom Erlass erfährt, läuft er im Trauergewand zum Palast, um mit Esther zu sprechen. Er übermittelt ihr eine Abschrift des Erlasses und fordert sie auf, bei Xerxes um Gnade für das jüdische Volk zu flehen. Esther weist ihn zuerst ab: Jeder, der unaufgefordert vor den König tritt, wird hingerichtet. Daraufhin antwortet Mordechai, dass so oder so den Juden geholfen wird, aber  Esther vielleicht gerade deshalb zur Königin gekrönt wurde. 

 

Esther beschließt also, vor den König zu treten. Xerxes freut sich über ihren Besuch und sie wird nicht hingerichtet. Esther lädt Haman und Xerxes zu einem Festmahl ein. Nach diesem Festmahl wird Haman wieder wütend auf Mordechai und plant, ihn am nächsten Morgen pfählen zu lassen. Sein Hass war so groß, dass Mordechais Hinrichtung nicht bis zum generellen Tag der Ermordung der Juden warten konnte. König Xerxes konnte an diesem Abend nicht schlafen und lies sich als Gutenachtgeschichte die Chroniken des persischen Reiches vorlesen. Darin befand sich auch ein Vermerk über die Aufdeckung der Verschwörung durch Mordechai. Weil dieser für seine Taten noch nicht belohnt wurde, beschließt Xerxes ihn öffentlich zu ehren. Am nächsten Morgen muss Haman den verhassten Mordechai ehrerbietig durch die Stadt führen und kann ihn nicht pfählen. Abends findet erneut ein Festmahl bei Esther statt. Dieses Mal bringt sie ihr Anliegen vor König Xerxes. Dieser wird unglaublich wütend und lässt Haman pfählen.

 

Leider sind damit noch nicht alle Juden gerettet. Ein königlicher Erlass lässt sich nicht zurückziehen. Stattdessen setzen Mordechai und Esther einen neuen Erlass auf, der es dem jüdischen Volk erlaubt, sich gegen ihre Widersacher zu verteidigen. Als schließlich der große Tag des Mordens gekommen ist, kann sich das jüdische Volk durchsetzen und schlachtet zuerst Hamans Familie und dann den Großteil der anderen Angreifer ab. Nach diesem Tag verfassen Esther und Mordechai einen weiteren Erlass, in dem festgehalten wird, wie dieser besondere Tag für alle folgenden Generationen gefeiert werden soll. Diese Feierlichkeiten sind auch heute noch als Purim-Fest bekannt.

 

Das klingt jetzt alle sehr brutal: willkürliche Herrscher, Frauen ohne Rechte, Diskriminierung, Intrigen und Mord. Wo kann man in dieser Geschichte Gott entdecken? Aber genau diese Dinge spielen leider noch immer in einigen Regionen dieser Welt und zum Teil auch in Deutschland eine Rolle. Gott nimmt Anteil an den Problemen dieser Welt und er wirkt auch in Situationen, die auf den ersten Blick nicht nach göttlicher Fügung aussehen. In unserem Leben kommt uns Gott manchmal entfernt vor: Wir spüren seine Gegenwart nicht mehr, wir wissen keinen Ausweg aus unseren Problemen und wir bekommen Zweifel. Wir fragen Gott nach konkreten Zeichen und er antwortet einfach nicht. Später, nachdem wir unsere Krise überwunden haben, sehen wir plötzlich Gottes Handschrift im Geschehen. Wir verstehen plötzlich, warum manche Probleme notwendig waren, um Veränderung zu schaffen. Wir wachsen an Herausforderungen. Gott sucht immer den bestmöglichsten Weg für uns! Wir können auf seine Weisheit vertrauen. 

 

Wo war nun Gott bei Esther? In der Bibel lesen wir an keiner Stelle, dass Esther ihren Glauben gelebt hatte. Wahrscheinlich hat sie sich wie viele Einwanderer in der zweiten Generation gefühlt: sie steckte zwischen den Gesellschaften. So richtig jüdisch war sie nicht, aber auch nicht im persischen Reich integriert. Außerdem waren ihre Eltern gestorben. Als Frau hatte sie damit alle Perspektiven verloren. Ihre Meinung war in der Gesellschaft wertlos, höchstwahrscheinlich hatte sie kaum Bildung genossen und niemand konnte für eine Mitgift aufkommen. Sie war wirklich nichts Besonderes. Doch Gott schenkte Esther „Gunst“.

 

Sie gefiel Hegai (dem Haremsverwalter) ganz besonders und gewann seine Gunst. Er versorgte sie mit den besten Schönheitsmitteln und mit den gesündesten Speisen. Dann gab er ihr sieben ausgewählte Dienerinnen aus dem Königspalast und wies ihr die schönsten Räume des Harems zu. Esther 2,9 HfA.

 

Dieses Wort klingt sehr altertümlich. Tatsächlich bedeutet es in etwa eine freundliche, wohlwollende Einstellung gegenüber jemandem zu haben. Wohin auch immer Esther ging, sie kam gut an! Gott öffnete ihr die Türen bis auf den Thron des größten Reiches der damaligen Welt. Sie, das Mädchen ohne Perspektive, wurde zur Frau eines Königs, der als Gott verehrt wurde. Sie war genau an dem Punkt angekommen, an dem Gott sie gebrauchen wollte.

 

Doch in diesem Moment verhielt sich Esther alle andere als heldenhaft: Mit einer Ausrede schickte sie ihren Diener zu Mordechai zurück und nahm den Tod von etwa 4 Millionen Juden in Kauf. Sie hatte Angst, sie wollte ihr Leben nicht verlieren und sie hat das Leid ihres Volkes ausgeblendet.

 

»Alle Bediensteten des Königs und alle Bewohner der Provinzen kennen das unumstößliche Gesetz: ›Jeder, ob Mann oder Frau, wird hingerichtet, wenn er unaufgefordert zum König in den innersten Hof des Palasts geht. Er hat sein Leben nur dann nicht verwirkt, wenn ihm der König das goldene Zepter entgegenstreckt.‹ Mich hat der König sogar schon dreißig Tage nicht mehr zu sich rufen lassen.«  Esther 4,11 HfA.

 

Erst durch Mordechais Appell fasste sie ihren finalen Entschluss und brachte ihr Bitte bei Xerxes vor. 

 

Wenn Gott uns gebrauchen möchte, spüren wir oft eine Unruhe. Wir haben das Bedürfnis, genau jetzt handeln zu müssen. Für einen kurzen Moment sind wir fest entschlossen, für Gott die Welt zu verändern. Und dann? Der Moment der Entschlossenheit ist schnell wieder vorbei. Wir bekommen Zweifel: Ich habe jetzt überhaupt keine Zeit. Das können andere doch viel besser als ich. Was passiert, wenn dieses Gefühl gar nicht von Gott kommt? Was sollen denn die Leute denken? Was ist, wenn ich mir alles nur einbilde? Plötzlich spricht etwas aktiv gegen den Plan, den Gott mit uns vorhat! Doch diese Zweifel sind Lügen. Die Meinung von anderen Menschen zählt nicht. Gott ist der einzig relevante Maßstab. Was er von uns denkt, bestimmt unsere Identität! Gott hält uns für unglaublich wertvoll, er liebt uns unendlich. Du bist genau so, wie Gott es sich vorgestellt hat. Wenn Gott uns gebrauchen möchte, gibt er uns die notwendigen Fähigkeiten. Wir sind genau der passende Schlüssel, der diese neue Tür öffnen kann. Gott lebt in uns. Er befähigt uns zu den Dingen, die wir alleine niemals schaffen würden. Mit Gott auf unserer Seite haben wir bereits die stärkste Unterstützung! 

 

Gott braucht keine perfekten Menschen. Er braucht Menschen, die sich konkret entscheiden, seinem Plan zu vertrauen. Esther musste sich nicht verändern, um ihr Volk zu retten. Sie musste sich nur für Gottes Plan entscheiden. In der Bibel befähigt Gott Menschen zu Unglaublichem: Die Jünger Jesu waren ungebildete Handwerker und konnten trotzdem seine Botschaft verbreiten. Der Prophet Jona ist von Gott davongelaufen. Mose war ein Mörder. Gott kann auch mit Dir genau jetzt und genau wie Du jetzt bist, die Welt verändern! Du bist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es gibt keinen Grund, noch länger zu warten! Wir können uns mutig allen Herausforderungen stellen, weil Gott auf unserer Seite ist. Wir müssen nur unsere Angst ablegen und uns für seinen Plan entscheiden.

 

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